Carnival of Subculture – Demonstarationszug zum Karneval der Subkulturen
Ein Umzug ganz nach meinem Geschmack. Bereits zum fünften Mal zogen subkultivierte Karnevalisten durch Friedrichshain nach Kreuzberg zur Schillingbrücke. Dort findet traditionell das „Häuserrennen“ statt. Bedingung für die Teilnahme am Häuserrennen, ist ein nicht motorisiertes Vehikel welches auf (fünf) Rädern an der Parade teilnimmt. Der kreativen Umsetzung sind dabei (fast) keine Grenzen gesetzt …
Als Startpunkt wurde wie im vorigen Jahr die Samariter Straße (U-bhf) auserkoren. Jedoch verzögerte sich der Abmarsch, da die Polizei „dein Freund und Helfer“ einzelne Personen bzw. Häuser zunächst davon abhielten an der Parade teilzunehmen. Die Polizeipräsenz empfand ich in diesem Jahr ohnehin stärker als im vorigen Jahr, nicht zuletzt weil der Zug immer wieder halt machen musste, damit der hintere Teil aufschließen konnte. Es wurden zum Teil auch Meldungen verlautet, dass vereinzelt Personen festgenommen wurden, wegen des Werfens von Wasserbomben bzw. von Schaumstoffteilen …, oder Ordnungswidrigkeiten ausgesprochen, wegen zu schnellem Fahren mit einem Rollkontainer … -.-
Da es üblich ist das gegnerische Haus im Spiel aber stets mit Spaß auszuloten, gehört dazu u.a. das demolieren des mitfahrenden (Nachbar-)Hauses. Vorteil: Je weniger vom Haus übrig bleibt, desto leichter das Überqueren der Ziellinie 😉 Nachteil: ich weiß leider nicht ob und ab wann man disqualifiziert wird, je weniger von einem Haus übrig ist …
Und natürlich gewinnt man keinen „Kampf“ mit Herzchen und Zuckerwatte, man bedient sich daher einfacher Mittel bei denen auch (große) Kinder ihren Spaß haben: Wasser- und Mehlbomben, Wasserpistolen, haufenweise Konfetti <3 und nicht zuletzt das „Häuserumschubsen“.
An der Schillingbrücke angekommen gab es wie üblich das Ausknobeln von Start- und Ziellinie – ich bewundere ja die Stimmfestigkeit der Moderatorin 😉 Auch wenn mir der Streckenabschnitt in diesem Jahr etwas kurz vorkam, ist es doch immer wieder ein Fest, allen teilnehmenden Häusern beim finalen Rennen zu zuschauen. Normalerweise findet nach dem Rennen auch eine Siegerehrung statt, aber hier auch bewies sich die Berliner Polizei als Spielverderber. Wieder wurden Einzelpersonen aus der Menge gefischt und abgeschirmt.
Der Festzug stand in diesem Jahr symbolisch für den Protest und die Solidarität der teilnehmenden „Häuser“ und deren Bedrohung durch Räumung bzw. Gentrifizierung. Alternative Projekte finden in Berlin immer weniger Platz und müssen immer häufiger für Großbauprojekte und Eigentumswohnungen weichen.
Darum: SOLIDARITÄT MUSS PRAKTISCH WERDEN! 😉
Einzelheiten zur Situation der Berliner Subkultur:
Wie sicher einige mitbekommen haben, wurde eine ganze Straße in Friedrichshain im vergangenen Herbst (willkürlich) zu einem Gefahrengebiet erklärt und bislang auch noch nicht aufgehoben. Ungerechtfertigte Hausdurchsuchungen wurden durchgesetzt und u.a. Kleinlöschgeräte (in Wohnungen mit Ofenheizung) beschlagnahmt. Der Dauereinsatz von Polizistinnen und Polizisten galt der Sicherheit, auch die damit begründeten (außergesetzlichen) Bedrängungen Durchsuchungen von Gästen und Anwohnern – die Rigaer Str. gilt in Berlin als Hochburg für „Anarchie und Chaos“, alternative Kneipen und bunte Häuser zieren das Straßenbild. Ein buntes Miteinander mit eigenen Regeln, ohne Schlips und Anzug. Die Straße wird gern im Zusammenhang mit (der Räumung) der Liebigstraße (34) genannt, die Kreuzung beider Straßen nennen die Bewohner liebevoll Dorfplatz.
Auch das SJZ Drugstore und das AJZ Potse waren bis zum Ende letzten Jahres räumungsbedroht, nach „Verhandlungen“ mit dem zuständigen Bezirk bekamen die Jugendeinrichtungen jedoch einen Aufschub von zwei Jahren, danach beginnt der K(r)ampf wohl erneut um Bleiberecht und/oder angemessenem Ersatz. Der Vorschlag die Jugendeinrichtungen mitten in einem bekannten Rotlichtmilleu mit verglaster Fassade (ohne Schutz vor Angreifern) einzurichten, lehnte das Kollektiv entschieden ab.
Doch auch anderen Projekten und kleinen Geschäften geht es an den Kragen, durch das stetige Wachstum der (Groß-)Stadt und der daraus erfolgten Mietpreissteigerung, müssen diese immer häufiger umziehen oder gar schließen. Nicht selten müssen an neuen Orten teure Umbaumaßnahmen erfolgen, an denen gerade kleine Betriebe scheitern.
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